natürlich musste mal wieder etwas geschehen, damit ich zu
dir greife. Es dreht sich mal wieder alles um die kack Liebe. Es ist, als gäbe
es für mich kein bisschen Glück mehr auf dieser Welt. Mein circle of life oder wie
ich ihn auch gern nenne „my ring of fire“ (würde sich auf deutsch– „der
brennende Ring“ auch um ehrlich zu sein, mega scheiße anhören) ist mal wieder
völligst verformt. Ich musste in den letzten Monaten feststellen, dass im Leben
scheinbar alles aus Kreisen besteht. Nein, ich bin nicht besoffen. Kurz zur
Erläuterung. Mal ist ein Kreis größer. Mal ist ein Kreis kleiner. Boa, klingt
mindestens genauso behindert. Nochmal. Manche Kreise sind einsam, andere
tangieren andere oder sie schneiden sich sogar ganz. Hin und wieder versuchen mutige Seelen aus
einem ihrer Kreis auszubrechen. Ich bin mental retardiert. Was laber ich? Egal.
Also, Ausbrechen. Faktisch ist das möglich, aber meines Erachtens sinnlos, denn
wenn du aus einem Kreis ausgebrochen bist, findest du dich recht schnell in
einem neuen Kreis wieder. Weil ja eh alles irgendwie aus Kreisen besteht und wieso
dann sinnlos? –Na, weil Kreise endlos sind. Eine „never ending story“. Kreise.
Kreise. Kreise. Schei[s]e. Joern Ikarus Prinz von Feuerring, kennt sich bestens
mit Kreisen aus.
Sein Lieblings-Kreis fängt bei Maya an und, ja und endet bei..
Maya oder dem was sie in ihm übrig gelassen hat. Siehste, sinnlos. Maya-Kreise
eben, und wie jeder weiß, wenn man sich zu lang im Kreis dreht, dann wird einem
schwindelig und schlecht und wenn man Pech hat, dann geht das flaue Gefühl im
Magen erst nach einer halben Ewigkeit ganz weg. Ein ätzendes Gefühl.
Vergleichbar mit Flugangst. Und irgendwie, wenn ich über all das nachdenke,
über Kreise und so, dann merke ich, dass mich diese Kreise eigentlich schon
mein ganzes Leben lang verfolgen. Kreissaal. Krabbelgruppen-Sitzkreis.
Kreis-Gesamtschule. Kreismeisterschaften. Kreisauswahl. Selbst mein Konto habe
ich bei einer Kreissparkasse. Beim Handball war ich Kreisläufer und mein Vater hat
Kreisrunden-Haarausfall. Das könnte ich stundenlang so weiter machen. Selbst in
meinem Tagebuch weist alles darauf hin, dass die Welt nur aus Kreisen besteht.
Ich denke dabei an meine Ikarus-Metapher. Ikarus wollte fliegen, der
kreisrunden Sonne ganz nah sein. Ikarus wollte wie ein Adler die Freiheit der
Lüfte spüren. Und jetzt kommts: Was macht ein Adler den lieben langen Tag? - ein
Adler zieht Kreise in der Luft, während er nach seiner Beute sucht. Krääänk
oder?! Man stelle sich mal diesen Adler vor, wie er mit seinem brillanten Augen, in unglaublicher
Höhe seine Kreise zieht, seine Beute fest im Blick, so lauert er auf den
richtigen Moment um sein Opfer im Steilflug zu erfassen und es dann
blitzschnell an sich zu reißen. Das ist der „circle of life“ von dem ich am
Anfang sprach. Nur manchmal bist du der Jäger und manchmal der Gejagte. Würde
dieser Kreislauf des Jagens nicht so rund laufen, dann wäre wohl ziemlich schnell
nichts mehr los auf unserer Erde. Der „Kreislauf-Leben“ würde stehen bleiben. So
wie mein Herz, und um jetzt den Kreis (ich sag ja es hört nicht auf!) zu
schließen, möchte ich auf die Angelegenheit zu sprechen kommen, die mir seit
einer gefühlten Ewigkeit auf der Seele brennt und bei der ich mich Tag ein Tag
aus im Kreis drehe..
YES “I fell into a FUCKING burning ring of fire“.
Meine letzte Beziehung. Sie war so wie...Warte.
Stell dir mal ein Gefängnis aus Feuerwänden vor, aus dem du
versuchst auszubrechen. Die Feuermassen um dich herum werden immer größer und kommen immer, immer näher. Ganz nah an
dich heran. So nah, dass du die Augen kaum noch öffnen kannst und du plötzlich
die Orientierung verlierst und fällst und dir die Luft wegbleibt. Irgendwann
spürst du nur noch diesen brennenden Schmerz und die Angst, dass das dein Ende
ist. Du erstickst bevor du verbrennst. Die Feuerwand nimmt dir die Luft zum
atmen. So muss sich die Beute in den Klauen des Adlers fühlen. Den Jäger kümmert es nämlich nicht was er in
den Klauen hält. Der Jäger stillt durch die Beute nur seinen Jagdtrieb, seine
Lust und seine Gier.
In so einer beschissenen Falle sitze ich immer wieder fest.
Tag ein Tag aus. Oder in meinem Fall wohl eher, von Frau zu Frau. Ich bin die
Beute und kann nicht fliehen oder bin nicht stark genug, um dem Jäger Paroli zu
bieten. Es gibt da für mich einfach keinen Ausweg und ich habe wirklich alles
versucht um aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Weißt du, ich hab einfach
kein mehr Bock ständig wie ne Pussy irgendwen um Hilfe zu bitten, nur weil ich
mich nicht traue ich selbst zu sein. Das bringt ja auch nichts. Man, ich bin
ein Typ und heul nur rum. Alter. Ich geh mir ständig selbst auf den Sack. Kein
Wunder, dass ich immer nur an geisteskranke Frauen gerate. Ich bin selber
geisteskrank. In meinem Kopf tickt irgendwas falsch. Tick. Tick. Tack. Wie eine
Uhr. Siehste und da dreht sich der Zeiger nämlich auch im Kreis. Ich sags ja,
überall nur Kreise. Ich dreh durch! Das Mädel von dem ich sprach, erschütterte mein
Leben wie ein Erdbeben und stellte alles auf den Kopf. Also es war nicht sanft
und liebevoll, wie es einem in romantischen Lovestories immer vorgegaukelt wird.
So mit Liebe auf den ersten Blick und all dem Blödsinn. Nein. Eher wie, na..
wie ein Schlag ins Gesicht. Ein echter Kinnhaken. Und so wie es anfing, endete
es auch. Ein Kreis eben. Es war ein Kampf. Ein Kampf den am Ende niemand
wirklich gewann. Es war ein Kampf den ich aufgeben musste, weil ich weitere
Tiefschläge einfach nicht ertragen hätte. Mein Fehler war es vielleicht von
Anfang an mit offener Deckung zu kämpfen. Vielleicht hätte ich öfter mal
einfach die Fresse halten sollen, um mich zu schützen. Aber. Ich meine was ist
daran falsch, wenn man den Wunsch in sich hegt, den anderen ohne Waffen vom Frieden zu
überzeugen, sodass man sein Gegenüber verstehen lässt was in einem vorgeht und
ein Verständnis für die Schwächen oder auch Ängste des Partners entwickelt, um dann
gemeinsam die Deckung senkt? Witzigerweise gabs immer dann eins aufs Maul, wenn
ich die Fäuste gesenkt hatte um die Handschuhe abzulegen. Ich wollte nicht mehr
kämpfen. Ich wollte, dass sie mich endlich wieder glücklich macht. Ich war
müde, denn bei jedem Schlag kamen neben den Ängsten vor Treffern und neuen
Wunden auch die alten Ängste, Gefühle und Erinnerungen an Schmerzen zurück.
Gefühle, die eigentlich gar nichts mit der Frau an sich zu tun hatten, die aber
so tief im Unterbewusstsein verwurzelt waren, dass sie mich von innen heraus
schwächten. Natürlich habe ich versucht alles zu verdrängen und dagegen
anzukämpfen, aber so wurde es immer mehr zu einem Kampf an zwei Fronten.
Zwischenzeitlich dachte ich, ich hätte mich an die Schläge und Schmerzen
gewöhnt und sei durch das Dauerfeuer von Schlägen am Anfang irgendwie
abgehärtet. Es stellte sich aber heraus, dass die Ruhephase in der zweiten und
dritten Runde eher die Ruhe vor dem Sturm darstellte. Ihr Jagdinstinkt setze
nicht aus. Sie verlies das Horst immer wieder, um ihren ungezähmten
Freiheitsdrang auszuleben und Hoch oben über den Wolken der Vernunft
sicherzustellen, dass sie immer noch die Königin der Lüfte war. Oftmals
taumelte sie dann im Steilflug volltrunken vom Siegesgefühl zurück ins Nest. Da
kam es dann oft zum Streit und beide Seiten ließen ordentlich Federn. So zog
sich über der Beziehung nach und nach der Himmel zu und färbte sich
tiefschwarz. Hin und wieder schaffte es durch die schwarze, zähe Masse mal ein
kleiner Lichtstrahl, den sie besser zu nutzen verstand als ich. Statt den
Lichtstrahlt mit mir zu teilen um wieder Licht in die Dunkelheit zu bringen,
sonnte sie sich lieber allein im hellen warmen Glanz.
Das klingt so dramatisch.
Ich bin so kitschig geworden. Boah. Widerlich. Zum Glück liest den Scheiß
keiner! Diese fucking Melancholie zerfrisst mir meine ganze Birne. Also am Ende
wars halt scheiße, um rational zu bleiben. Ich meine es war ja zwischendurch
echt gut. War jetzt nicht immer nur voll auf die Fresse und so, aber passte
halt nicht. Aber die Hoffnung war halt da, dass sie irgendwann versteht wofür
es sich zu kämpfen lohnt. Nämlich, dass man nicht gegen den anderen Kämpfen sollte,
sondern Seite an Seite kämpft. Mich hat das natürlich frustriert und deshalb
erinnert mich die Sache auch so an Maya. Wieder ein Kampf den ich aufgeben
musste. Sie war ihr sehr ähnlich, auch irgendwie wild und unberechenbar. Hätte
ich vermutlich schon viel früher erkennen müssen, aber so ist das manchmal. Hin
und wieder muss man erst auf die Fresse kriegen, damit das Brennen nachlässt,
weil die Birne dann so taub ist, dass man gar nichts mehr peilt. Wenn ich mir
den ganzen Shit den ich hier so runterheule mal vor Augen führe, dann bin ich
echt ne verweichtlichte Pfeife. Aber bin ich das wirklich? Ich meine ich muss
doch was aus der ganzen Sache gelernt haben oder irgendeine Lehre daraus
ziehen. Ich meine, ich wiederhole mich ständig. Heul. Heul. Heul. Maya. Herz.
Kaputt. Traurig. Heul. Schwarz. Kreis. Drehen. Heulen. Saufen. Maya. Heul.
Nerven. Da ist nichts Gutes dran und das ist doch eigentlich nicht das was ich
will. Ich will mich gut fühlen und glücklich sein. Ich stehe in dem „fucking
ring of fire“, wie im Boxring und ich Idiot sehe den Ausweg nicht.
Bam!!!
Jetzt
fällts mir wie Schuppen von den Augen. Ich glaub ich habe den Ausweg gefunden.
Ha. Nein. Nicht alles kaputtschlagen. Du fragst dich also wie, liebes Tagebuch?
Ich muss mich einfach nur aufrichten und nach oben schauen. Da wo alle
hinwollen. Nach oben. Nach ganz oben. Aus dem „burning ring of fire“ komme ich
nur heraus, wenn ich fliege und mich vom ganzen, alten, schmutzigen Ballast und
Bullshit befreie. Das kann ich aber nicht. Ich kann nicht fliegen. Haaaalt
stop! Hallo, ich bin ja Joern fucking Ikarus. Klar kann ich fliegen. Ich bin
selbst der Ausweg. Die Lösung des Problems steckt schon die ganze Zeit in mir.
Ich bin die Lösung. Ich muss mich nicht in Kreisen bewegen, wenn ich das
eigentlich gar nicht will. Ich muss auch nicht der Gejagte sein und auch nicht
der Jäger. Ich muss verdammt nochmal >> ich sein <<. Mir war nur
nicht bewusst, dass das verdammte Werkzeug um glücklich zu sein in mir selbst
steckt. Es bringt einem nichts jemanden zu suchen, der einen glücklich macht
oder darauf zu hoffen, dass das Glück der ersten Tage, Wochen, Monate, Jahre
der Beziehung irgendwann zurückkommt. Das Glück kommt nicht zu dir, wenn du
rumstehst und darauf wartest. Sieh das Ganze mal aus dieser Perspektive: - wenn
die Erde sich nicht im Kreis drehen würde, dann wäre für die Menschen, die sich
nicht bewegen immer Nacht. Warten bringt also nichts, dadurch wird nichts
besser. Dadurch hast du nur noch mehr Zeit zum Nachdenken und zum Erinnern an
die schlechte Zeiten und an das was hinter einem an Mist liegt. Das will doch
keiner. Das nervt nur. Das Glück liegt vor dir. Du kannst die Verantwortung für
dein Glück doch nicht in die Hände eines anderen legen. Du musst selbst
handeln, denn am Ende des Tages machst du die Glücksabrechnung mit dir selbst.
Und für alle die scheiße in Mathe sind. Es gibt Hoffnung! Es ist nämlich total
egal, was am Ende der Rechnung für ein Ergebnis rauskommt, denn du musst mit
dem Resultat zufrieden sein und nicht dein Lehrer oder sonst irgendwer. Ich
nenn das ganze Kreisrechnung. Ring, ring, ring no more ring of fire, no more
ring of fire, no more ring of fire.
Fuck yeh.